Roland Hotz
Steinbildhauer
…auch die Verletztlichkeit des Steins ist immer wieder ein Thema. Die Fragilität des Steins oder die Brüchigkeit der Kanten (…) Im jüngsten Werkzyklus hat Roland Hotz Strukturen auf den Stein übertragen, wie sie in der Natur anzutreffen sind. So etwa hat er die Struktur des Schilfs oder die von Wind und Wasser geformten Bewegungen am Sandstrand oder in Sanddünen als Rillen auf den Stein übertragen…
Kathrine Frauenfelder
Rede Ausstellung Zimmermannhaus Brugg 2007
*1945
Aktuell | Galerie Willi E. Christen, Zürich |
1988 bis 2010 | Galerie Esther Hufschmid |
1975 bis 1987 | Galerie Bob Gysin |
1980 bis 1984 | Gimpel-Hanover und André Emmerich Galerien |
2001 |
Europäisches Bildhauersymposion, Bundesgartenschau Cham bei Regensburg D, u.A. |
1995 | Regierungsgebäude Kanton Zürich, Werkpräsentation |
1986 | Kunsthalle Winterthur, Einzelausstellung |
1982 | Kunsthaus Zürich Foyer, Einzelausstellung |
1980 |
Le Havre, “réalisme, réflexion- explosion” Gruppe Produga Kleinplastikausstellung Budapest |
1978 | Biennale Venedig, Schweizer Vertreter |
1976 | Biennale Venedig, Gruppe Produga |
1995 - 2005 | Dozent Zürcher Hochschule der Künste ZHdK |
1988 - 1995 | Leitung Kunstklasse/Pilotklasse, im Team mit Larry Peters: “Form Farbe Raum” Schule für Gestaltung St. Gallen |
Ab 1984 | Lehraufträge an verschiedenen Gestalterschulen in der Schweiz |
1988 | Abgeschlossene Weiterbildungskurse am Schweizerischen Institut für Berufspädagogik SIBP |
Bis Mitte 80iger Jahre | auch Arbeit als Restaurator. (Fraumünster und Grossmünster u.A.) |
1961 bis 1969 |
Abgeschlossene Ausbildungen an der Kunstgewerbeschule Zürich mit Vorkurs und im Atelier Willy Stadler, Steinbildhauer und Restaurator, Zürich. Assistenzen bei Otto Müller, Luis Conne, Alfred Huber und Richard Brun u.a.. Eigenes Atelier seit 1968 in Zürich |
Über meine Arbeit
Stein ist eine der ursprünglichsten Erscheinungen von fester Materie die wir auf unserem Planeten finden. Verglühte Energie, abgelagertes Fossiles, in langen Zeiträumen verfestigt, verwittert, wieder verhärtet, gepresst, oftmals kristallisiert, geschoben, geschmolzen, wiederum erstarrt.
Vom Homosapiens abgebaut, als Werkzeug benützt, in früherer Zeit und bis vor wenigen hundert Jahren als Kommunikationsmedium dienend und als Baumaterial für unsere Behausungen bis heute verwendet, ist er auch Zeuge vergangener Kulturen.
Wenn ich also diesen Stein vor mir habe, zum Beispiel einen Olivin Diabas aus Hessen, ein Eruptionsgestein, langsam erkaltet, danach mehrmals durch gewaltige Kräfte bei Erdverschiebungen zerbrochen und wieder zusammengepresst, bin ich konfrontiert mit dieser langandauernden Geschichte. Einer Geschichte in der das Leben entstanden ist, einer Entwicklungsgeschichte aus der ich selbst hervorgegangen bin, hervorgegangen sein muss. Ich bin also selbst aus dieser Materie durch einen langen evolutionären Prozess entstanden und werde wieder in sie zurückkehren…
Da beginnt mein Dialog, der Stein wird mir zum ganz vertrauten und sehr speziellen Medium. Ich selbst bin nun für einen kurzen Moment Teil seiner Geschichte, kratze, schabe, hämmere mich in ihn hinein, glätte ihn zum Teil, gebe ihm eine Haut. Verletze fortweg und heile wieder. Seine und meine Geschichtlichkeit reiben sich aneinander.
Wenn ich redlich bin, muss ich festhalten: Mich interessiert heute mit über sechzig Jahren, an der Steinbildhauerei weder das geometrisierende Formen und Formenspiel, noch die gegenständliche Darstellung des Menschen, der Tiere, etc., etwa im Sinne des Neolytikums bis hin zum Kubismus beispielsweise, noch die räumliche Installation, oder gar das Erfinden von Raumkonzepten.
Natürlich gebe ich mir alle Mühe, im Zusammenhang mit Ausstellungen meine Steine nicht gerade dumm in den Raum und in die Umgebung zu stellen… Aber letztlich interessiert mich nur der Fels selbst, die Arbeit am Objekt, am Stein.
Der Stein als Spurträger meiner und seiner, im Grunde unerklärlichen Existenz. Intuitiv verändere ich die gefundenen oder dem Steinbruch entrissenen, herausgesägten oder weggesprengten Steinstücke, gebe ihnen in einem längeren Arbeitsprozess eine eigene, von meinem persönlichen Lebensgefühl als Zeitgenosse des 21. Jh geprägte Gestalt.
Unhinterfragbare Monumente mit Ewigkeitsanspruch wollen meine Skulpturen nicht sein.
Wir wissen heute, dass nichts sicher und gesichert ist. Keine endgültigen Wahrheitsansprüche also.
Den Stein kultivieren, experimentieren, verändern, suchen nach dem aussagekräftigsten möglichen Erscheinungsbild, das ständige Verändern und weiter Arbeiten mit und am gleichen Stein, meist über Jahre hinweg ist ein unabdingbarer Prozess, ein „work in progress“.
Und dann, selten genug gelingt das Schönste: Ein unverwechselbares, neues, ganz eigenständiges und zeitgemässes Werk. Eine Annäherung an meine ganz persönlichen inneren Vorstellungen von “Schönheit” und “Klarheit” und Träume von zeitloser “Dauer”.
Und natürlich ist es so: Abgeschlossen ist die Arbeit an einer Skulpur, wenn sie verkauft ist. Dann muss ich den Stein loslassen und einen anderen suchen. Der Dialog beginnt von neuem.
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